
Wir haben unsere drei Girls viele Jahre zuhause unterrichtet. Die beiden Älteren haben auf Ende Primarschule in die öffentliche Schule gewechselt, die Jüngste ist bis und mit 1. Sek zuhause geblieben. In all diesen Jahren haben wir das Lernen so weit wie möglich unseren Mädchen angepasst, respektive ihrer intrinsischen Entwicklung, und ihrem spontan auftauchenden Interesse an den verschiedenen Themen-/Lernbereichen.
Die Einschulung
Bei allen drei war die Einschulung dann kein Problem. Bei uns im Aargau haben wir die Oberstufe nicht in zwei Stufen unterteilt, sondern in drei: Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule.
Zwei der Mädchen haben die öffentliche Oberstufe auf dem Level der Sekundarstufe begonnen und sind ein Jahr später in die Bezirksschule gewechselt. Die Dritte hat direkt in die Bezirksschule gewechselt.
Eine der drei hat nach der Einschulung ein paar Wochen gebraucht, bis sie sich gut organisiert hat. Sie hatte öfter mal die Schulsachen, welche sie zuhause benötigt hätte in der Schule oder umgekehrt. Dies hat ihr dann Problemsituationen bereitet, weil sie die Hausaufgaben nicht machen konnte, oder umgekehrt in der Schule nicht das richtige Material dabei hatte.
Nach einigen Wochen und Erfahrungen hat sich das dann bald aufgelöst.
Ansonsten durfte ich bei allen drei freudig beobachten, wie gut und schnell sie sich eingelebt hatten. Das liegt zum grossen Teil sicher auch daran, dass sie alle freiwillig und nach eigenem Wunsch mit der Schule angefangen haben. Damit war auch der Wille da. Alle drei haben auch von Anfang an sehr selbstständig und pflichtbewusst gearbeitet, so dass ich recht wenig mit der Schule selbst zu tun hatte.
Wie es dann weiterging
Die Älteste hat Krankheitsbedingt nach Abschluss der Bezirksschule ein paar Findungs-Runden gedreht – und ist nun im letzten Lehrjahr als Servicefachangestellte. Dies gefällt ihr, bis auf ein paar Details, wunderbar gut. Ihr nächstes Ziel ist es, nach dem Abschluss im nächsten Sommer mit der höheren Fachschule zu beginnen.
Die Mittlere ist nach der Bezirksschule an die Kanti und hat in diesen Jahren nebst Deutsch und Englisch noch zwei Fremdsprachen gelernt: Französisch und Spanisch. Im Rahmen des Französischlernens ist sie auch ein halbes Jahr nach Frankreich, und ist dort zur Schule gegangen.
Mit vier Sprachen in der Tasche hat sie dann aber im Studium an der ETH nicht darauf gesetzt, sondern lernt dort etwas was sich «Rechengestütze Wissenschaften» nennt. Ihre bisherigen Semesternoten waren jeweils über einer 5.
Die Jüngste wollte diesen Sommer, nach einem Jahr Sekundarschule, auf die Bezirksstufe wechseln. Sie ist jetzt also in der 2. Bez. Dort scheint es ihr, abesehen von einem letzten Französischtest, auch ganz gut zu gehen. Was sie nachher machen wird – das steht momentan noch ganz offen. Sie kann sich bis jetzt noch nicht so richtig entscheiden.
Alle drei wissen aber grundsätzlich was sie wollen, können, wo sie im Leben stehen. Und ich bin überzeugt, alle drei werden (weiterhin) ihren Weg gehen.
Wie bin ich zum Homeschooling gekommen? Was ist meine Ausbildung?
Ich selbst, ich habe damals die Realschule besucht. Warum? Weil mir die Schule und das Lernen recht verleidet und auch unwichtig war, nach sechs Jahren Primarschule. Ich mag mich aber erinnern, dass ich anfangs recht motiviert in die erste Klasse gestartet bin. Genau das wollte ich, unter anderem, mit dem Homeschooling meiner Kinder bei selbigen vermeiden.
Wie die Zeit jetzt gezeigt hat – mit gutem Erfolg.
Abgesehen von Ex-Realschülerin bin ich Bäcker-Konditorin und seit mittlerweile sieben Jahren vor allem Homöopathin. Aber nix mit Lehrerausbildung – und eine Matura hab ich gleich auch nicht.
Trotzdem konnte ich offenbar meine Kinder gut begleiten. Ich denke das liegt unter anderem daran, dass Bildung zu Hause anders abläuft, als die Situation in einer öffentlichen Schule. Zur Homeschool-Begleitung braucht es andere Fähigkeiten als sie von Lehrern in den öffentlichen Schulen verlangt wird. Die zwei Situationen sind sehr unterschiedlich.
Was braucht es denn, um seine Kinder selbst schulisch zu begleiten?
Homeschooling Eltern sollten vor allem ihre Kinder in ihrem täglichen Leben begleiten und unterstẗzen können. Dazu brauchen sie Dinge wie eine grosse, eigene Lernbegeisterung, Engagement, Freude am Sein mit (ihren) Kindern, den Willen zusammen wachsen zu wollen und nicht zuletzt die Überzeugung dies alles auch zu können. Dann sind sie schon mal sehr gut aufgestellt. Und der Rest entwickelt sich. Das weiss ich aus Erfahrung, nicht nur von uns, sondern von ganz vielen weiteren Homeschoolingkontakten, welche wir im Verlauf dieser Jahre machen durften.

Und der soziale Aspekt?
Oder warum Kinder nicht vereinsamen, wenn sie nicht zur Schule gehen
Dann ist da noch das zweite immer grosse Thema – das der sogenannten «Sozialisation».
Nun, dazu will ich zuerst mal gesagt haben: Meine Girls, sowie auch die allermeisten anderen Homeschooler welche wir im Laufe der Zeit angetroffen haben – hatten sehr viel mehr Zeit mit Spielen mit ihren Gpänli verbracht, als das Durchschnittsschulkind. Mehr darüber habe ich zum Beispiel hier geschrieben.

Unsere Mittlere war noch gar nicht lange in der öffentlichen Schule, als sie sich von der Schulleiterin den Titel «Mutige, junge Frau» eingeholt hat. Grund dafür war eine Ungerechtigkeit auf dem Pausenhof, bei der sie sich einem älteren Jungen in den Weg gestellt hat, um eine Kollegin zu verteidigen.
Keine der drei ist im sozialen Bereich jemals negativ aufgefallen. Alle haben ihre Freunde und Kollegen und pflegen diese Kontakte auch über längere Zeiten. Alle können sie in den verschiedenen Lebenssituationen ihre Bedürfnisse gut kommunizieren und die ihrer Mitmenschen ebenso gut erfassen.
Natürlich waren auch wir Eltern nie wirklich alleine. Den afrikanischen Spruch: „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen.“, finde ich da sehr stimmig. Die drei haben während ihrer Homeschoolzeit unzählige Kurse, Themennachmittage, Klavier- Flöten- Reit- oder Schwimmstunden besucht. Dabei sind sie nebst mit ganz vielen anderen Kindern, auch mit ganz unterschiedlichen tollen Leitenden konfrontiert worden.

Wie alle zuhause unterrichtenden Familien hatten auch wir regelmässig Besuch von jemandem der unser Lernen (die eigentlichen Schulfächer genau so, wie die sozialen Interaktionsmöglichkeiten und auch die Entwicklung der Kinder selbst) kontrolliert hat. In unserem Fall waren das im Laufe der Zeit vier verschiedene Inspektorinnen und Inspektoren. Alle davon habe ich ganz positiv als wohlwollende, unterstützende und offene Menschen in Erinnerung. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön dafür in diese Richtung. Sie haben das Homeschooling bei uns ganz konkret mitermöglicht.
Homeschooling als eine gleichwertige Option unter mehreren.
Schlussendlich bin ich ebenfalls sehr Dankbar, dass wir all die vergangenen Jahre genau das gemacht haben, was wir eben gemacht haben. Das auch genau so machen durften.
Und es liegt mir am Herzen, dass auch in Zukunft Familien die wollen, dies genau so machen können und dürfen. Dass es funktioniert, das zeigt die Erfahrung – seit vielen Generationen, übrigens. Auf der ganzen Welt. Genau dafür habe ich hier diesen ganzen Blog, insbesondere aber auch diesen einen Post geschrieben – möge er helfen aufzuzeigen, dass Homeschooling funktioniert und eine absolut gleichwertige Alternative ist.
